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Magazin Sicherheit

WLAN-Router statt Wachmann – Einbruchschutz durch Smartphones

Wachmann WLAN-Router

Forscher entwickeln simples System zur Verfolgung und Festnahme von Einbrechern

Zwar nimmt die Rate der Einbrüche in Wohnungen und Gebäude seit einigen Jahren in Deutschland stetig ab, doch noch immer ist nur die Aufklärung eines Bruchteils dieser kriminellen Handlungen polizeilich möglich. Die Universität Bonn arbeitet deshalb gemeinsam mit der Polizeidirektion Osnabrück und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an einem Alarmsystem, das auf herkömmlichen WLAN-Routern basiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt, welches den Namen „WACHMANN“ trägt.

Aufklärungsquote bei Einbrüchen noch immer niedrig

Einbrecher Aufklärungsquote
Die Aufklärungsquote ist in Deutschland noch immer viel zu niedrig.

Die einzige Angst der Menschen ist nicht die Entwendung ihrer Wertgegenstände. Viel mehr fürchten sie sich davor, dass Fremde die Wohnung durchwühlen sowie sämtliche persönliche Gegenstände und Möbel durcheinanderbringen. Kriminelle Banden arbeiten in der Zwischenzeit hoch organisiert und greifen auf alle Tricks zurück, um Häuser und Wohnungen möglichst unbeobachtet auszuräumen. Oftmals kann auch die Polizei nach einem Einbruch nichts ausrichten. Die Aufklärungsquote beträgt in Deutschland gerade einmal rund ein Sechstel der Gesamtzahl der angezeigten Einbrüche. Betroffene bleiben oftmals mit Gefühlen der Ohnmacht, des Misstrauens und der Angst, dass es wieder passieren könnte, zurück.

Aus diesem Grund arbeitet die Universität Bonn in enger Kooperation mit der Polizeidirektion Osnabrück und dem KIT Karlsruhe an einem neuartigen Konzept für eine Alarmanlage. Diese soll über den heimischen WLAN-Router ausgelöst und damit in fast jedem Haushalt kostengünstig und unkompliziert installiert werden können.

WACHMANN – Identifikation fremder Smartphones durch WLAN

Bereits im Namen liegt versteckt, wie das unauffällige System funktionieren soll. Passend zu seinem Zweck taufte man das Projekt WACHMANN, was für „WLAN-basierte Aufzeichnung von CHarakteristiken Mobiler Endgeräte zur Alarmierung und Nachverfolgung von EigentumskrimiNalität“ steht.

Über einen geringfügig modifizierten WLAN-Router können unbekannte Smartphones entdeckt und analysiert werden, wenn sich diese innerhalb seines Sendebereichs befinden. Denn auch wenn man sie gerade nicht aktiv benutzt, senden Smartphones in regelmäßigen Abständen Signale aus. Mit diesen halten sie gewissermaßen nach Netzen „Ausschau“, mit welchen sie sich verbinden können. Darunter befinden sich Daten, anhand derer das Smartphone identifizierbar ist: die sogenannte MAC-Adresse. Auf diese Weise können bestimmte, bekannte Smartphones im WLAN-System eines Haushaltes hinterlegt und fremde entdeckt werden, sobald sie sich im Sendebereich des WLANs befinden. In der Folge versendet der Router über das Internet eine Warnung an den Bewohner des Gebäudes, den Sicherheitsdienst oder die Polizei.

Hilfe durch WACHMANN bei der Festnahme und Verfolgung von Einbrechern

Mit Hilfe von WACHMANN soll es möglich sein, die Behörden zu alarmieren noch während sich Einbrecher im Haus befinden. So könnten sie noch rechtzeitig vor Ort sein, um diese festzunehmen. Doch auch Fluchtwege könnte man mit diesem System analysieren und verfolgen. Indem in der Öffentlichkeit installierte Router die MAC-Adresse verdächtiger Personen registrieren, wäre es möglich, diese mit Aufzeichnungen von Sicherheitskameras abzugleichen und auf diese Weise Kriminelle zu identifizieren. Organisierte Einbrecherbanden könnten so zum Beispiel bei der Flucht über die Grenze abgefangen und festgenommen werden.

Registrierung bekannter Personen im Voraus

Doch was passiert, wenn sich fremde Geräte von Freunden oder Bekannten der Bewohner im Haushalt befinden? Zunächst ist WACHMANN in der Lage abzuchecken, ob einer oder mehrere der Bewohner ebenfalls anwesend sind. In diesem Fall handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um einen Einbruch und das System schlägt nicht an. Sollten Freunde oder Nachbarn zum Gießen der Pflanzen oder Leeren des Briefkastens vorbeikommen, während die Bewohner des Gebäudes verreist sind, kann man deren Geräte im Voraus im System registrieren.

Alltagsbedingte und rechtliche Schwächen des Systems

Wachmann in Wohnblöcken
Besonders in großen Wohnblöcken ist es unmöglich, alle Personen vorher zu registrieren.

Dennoch weist das System zum Einbruchschutz einige Schwächen auf:

Noch ist nicht klar, wie WACHMANN fähig sein soll, einen tatsächlichen Wohnraum von der Reichweite seines WLAN-Routers zu unterscheiden. Denn sonst würde er auch fremde Passanten, Bewohner angrenzender Wohnungen oder deren Besucher erfassen.

Auch ungewöhnliche Einbruchssituationen würden höchstwahrscheinlich nicht registriert. Einen Einbruch, beispielsweise während die Bewohner im Gebäude schlafen oder bei Zurücklassen des Smartphones eines Bewohners in der Wohnung, würde man vermutlich zu spät bemerken.

Darüber hinaus führen Einbrecher, die über derartige Ermittlungsmöglichkeiten Bescheid wissen, ihr Smartphone während eines Einbruchs möglicherweise gar nicht bei sich.

Nicht zuletzt geht es um die rechtliche Grundlage des Datenschutzes. Grundsätzlich ist es der Polizei erlaubt, in speziellen Ermittlungsfällen persönliche Daten abzurufen und zu speichern. Doch der Einsatz von WACHMANN wäre ein großer Eingriff in die Privatsphäre der Bevölkerung. Bewegungsdaten unzähliger Personen würde der Router ohne deren Zustimmung aufzeichnen. Um das System in Deutschland anwenden zu können, wäre eine gesetzliche Neuregelung erforderlich.

Hat das Projekt „WACHMANN“ eine Chance?

Beteiligte der Forschung an der Universität Bonn untersuchen noch, welche Regeln genau das System lernen müsste, damit dieses reibungslos funktioniert. Grundsätzlich soll es aber möglich sein, dass jeder Haushalt mit einem WLAN-Router in der Lage ist, das einfache Alarmsystem nachzurüsten. Der Polizei jedenfalls gefällt das neue Konzept: Der Pressechef des Polizeipräsidiums Bonn, Robert Scholten äußerte sich positiv gegenüber neuen Innovationen für die Einbruchsprävention.

 

Bilder: pixabay.com (Gerd Altmann, Steffen Salow, tookapic)