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Die 10 größten Gefahren der KI + Lösungen für die sichere Entwicklung von Künstlicher Intelligenz

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Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) birgt nicht nur bahnbrechende Potenziale, sondern auch erhebliche Herausforderungen und Gefahren. Einige KI-Experten sehen die Gefahren durch unregulierte Künstliche Intelligenz für den Menschen ähnlich hoch wie durch einen Atomkrieg! In diesem Artikel beleuchten wir einige der Hauptgefahren von KI und präsentieren Lösungsansätze, um eine verantwortungsbewusste und ethische Nutzung dieser Technologie zu fördern.

Gefahren von KI:

1. Bias und Diskriminierung

KI-Systeme, die auf unzureichenden oder voreingenommenen Trainingsdaten basieren, neigen dazu, Vorurteile zu übernehmen und diskriminierende Entscheidungen zu treffen.

Lösungsansätze:

    • Implementierung ethischer Richtlinien: Unternehmen sollten klare ethische Richtlinien für die KI-Entwicklung festlegen, um Bias und Diskriminierung zu minimieren.
    • Diversität in der KI-Entwicklung: Die Einbeziehung verschiedener Perspektiven durch eine diverse Gruppe von Entwicklern kann dazu beitragen, Vorurteile zu reduzieren.

2. Arbeitsplatzverlust

Die Automatisierung von Aufgaben durch KI kann zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen und erfordert Maßnahmen, um Arbeitnehmer auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.

Lösungsansätze:

    • Umschulung und Weiterbildung: Investitionen in Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme können Arbeitnehmer auf die sich wandelnde Arbeitswelt vorbereiten.
    • Förderung neuer Arbeitsplätze: Die Entwicklung von Branchen, die durch KI entstehen, kann neue Arbeitsmöglichkeiten schaffen.

3. Beeinträchtigung Privatsphäre

Der Einsatz von KI in Überwachungssystemen und Datenanalyse kann die Privatsphäre beeinträchtigen, insbesondere wenn persönliche Informationen unsachgemäß genutzt werden.

Lösungsansätze:

    • Stärkung von Datenschutzrichtlinien: Gesetzgeber sollten Datenschutzrichtlinien stärken, um die Privatsphäre der Individuen zu schützen.
    • Transparente Datennutzung: Organisationen sollten transparent über die Verwendung persönlicher Daten informieren und den Nutzern mehr Kontrolle geben.

4. Sicherheitsrisiken durch künstlicher Intelligenz

KI-Systeme könnten anfällig für Angriffe sein, was erhebliche Konsequenzen haben kann. Die mangelnde Fähigkeit von Sprachmodellen, Regeln exakt zu befolgen, hat schwerwiegende Folgen für Unternehmen.
Beispiele für Jailbreaking haben gezeigt, wie eine harmlose Eingabeaufforderung zu unerwünschtem Verhalten und zum Preisgeben von Informationen führen kann. Wenn wir uns dieser Möglichkeiten bewusst sind – wie können da überhaupt sichere Systeme entwickeln, um weiterhin von LLMs zu profitieren?

In einer aktuellen Arbeit der University of California, Berkeley und der Stanford University wurde quantifiziert, in welchem Ausmaß und wann Modelle die Regeln nicht einhalten. Die Forscher entwickelten 15 Szenarien mit zu befolgenden Regeln zur Systemaufforderung und testete 800 manuell geschriebene Dialoge anhand der Szenarien. Das Ganze wurde mit den 13 besten opensource und geschlossenen LLMs getestet.

Alle Modelle scheiterten in 100 von 800 Dialogen

GPT4 schnitt insgesamt am besten ab, hatte aber immer noch über 300 Fehlschläge. Claude 2 und LLaMa 2 waren die Zweitplatzierten.
Hier finden Sie das ganze Paper: https://huggingface.co/papers/2311.04235

Lösungsansätze:

    • Starke Cybersecurity-Maßnahmen: Die Implementierung von robusten Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich regelmäßiger Aktualisierungen und Verschlüsselung, ist entscheidend.
    • Ethik in der Forschung: Forscher sollten ethische Grundsätze in ihrer Arbeit berücksichtigen und möglichen Missbrauch vorbeugen.

5. Ethik und Verantwortlichkeit

Die Entscheidungen von KI-Systemen können ethische Fragen aufwerfen, und es ist wichtig, klare Verantwortlichkeiten festzulegen.

Lösungsansätze:

    • KI-Aufsichtsgremien: Unabhängige Aufsichtsgremien können die Einhaltung ethischer Standards überwachen und die Verantwortlichkeit sicherstellen.
    • Öffentlicher Dialog: Ein breiter Dialog mit der Öffentlichkeit kann verschiedene Perspektiven berücksichtigen und die Akzeptanz von KI fördern.

6. Mangelnde Transparenz und unkorrekte Antworten

    • KI-Algorithmen sind oft undurchsichtig und schwer verständlich, was das Vertrauen der Nutzer beeinträchtigen kann.
    • Große Sprachmodelle wie ChatGPT liefern nicht immer korrekte Antworten, auch als Halluzinationen bekannt. Das sind überzeugend formulierte Resultate einer KI, die nicht durch Trainingsdaten gerechtfertigt zu sein scheinen und objektiv falsch sein können.

Lösungsansätze:

Ein Ansatz, dieses Problem anzugehen, ist Retrieval-Augmented Generation (RAG). Dabei wird zusätzliches Wissen in die Eingabe-Prompt eingebunden. Allerdings führt die unkontrollierte Einbindung von Information auch zu schlechten Antworten. Eine neue Studie schlägt nun Self-RAG vor. Die Idee: Dem Sprachmodell beizubringen, wann es sinnvoll ist, zusätzliche Informationen einzubinden. Das konkrete Vorgehen:
Es wird ein Kritik-Modell trainiert, welches anzeigt, ob und welche Information für eine Antwort relevant ist.

Dieses Modell wird genutzt, um ein RAG-Datensatz zu erstellen, der mit speziellen Token signalisiert, ob eine Abfrage nötig ist. Das Sprachmodell wird auf diesem Datensatz trainiert und lernt die Bedeutung dieser Token.

Bei der Antwortgenerierung setzt das Modell die Token dann selbstständig und fragt bei Bedarf Informationen ab. Erste Experimente zeigen: Dieser Ansatz übertrifft ChatGPT bei mehreren Aufgaben und vermeidet einige Nachteile von RAG. Die Idee, Sprachmodellen durch spezielle Token mehr Kontrolle beizubringen, scheint also vielversprechend.
Das Paper ist als Pre-Print verfügbar: https://arxiv.org/abs/2310.11511

Des Weiteren kann der Fokus auf transparente Entwicklungsprozesse und erklärbare KI-Modelle das Verständnis fördern und das Vertrauen in die Technologie stärken.

7. Gefahr der Abhängigkeit von KI-Entscheidungen

    • Blindes Vertrauen in automatisierte KI-Entscheidungen kann zu unerwünschten Konsequenzen führen. In der Medizin könnte das blinde Vertrauen in eine KI-Diagnose ohne menschliche Überprüfung zu schwerwiegenden gesundheitlichen Konsequenzen führen, wenn wichtige Details übersehen werden. Wenn ein KI-gesteuertes Einstellungssystem auf historisch voreingenommenen Daten trainiert wird, kann es dazu neigen, bestimmte Gruppen zu benachteiligen, indem es diese Voreingenommenheiten verstärkt.

Lösungsansätze:

Etablierung klarer Richtlinien für die Integration von KI-Entscheidungen in kritische Prozesse und Schaffung von Mechanismen für menschliche Überprüfung.

8. Missbrauch von Deepfakes

Gefahr: Fortschritte in der KI ermöglichen die Erstellung überzeugender Deepfakes, die für Manipulation und Täuschung genutzt werden können. Deepfakes könnten beispielsweise dazu verwendet werden, gefälschte Videos von politischen Figuren zu erstellen, um Desinformation zu verbreiten oder Wahlen zu beeinflussen.

Lösungsansätze:

Entwicklung fortschrittlicher Technologien zur Erkennung von Deepfakes und Schaffung strengerer rechtlicher Rahmenbedingungen gegen ihren Missbrauch.

OpenAI hat beispielsweise kürzlich neue Sicherheitsvorkehrungen und überarbeitete Nutzungsrichtlinien eingeführt, um möglichen Missbrauch seiner Technologien, insbesondere der Bild-KI DALL-E 3, im Zusammenhang mit Wahlen zu verhindern. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Gefahr von irreführenden Deepfakes, umfassenden Einflussoperationen und Chatbots, die Kandidaten imitieren, zu minimieren.

Die spezifischen Maßnahmen umfassen:

  1. Verschlüsseltes Wasserzeichen: Zukünftig werden Bilder aus DALL-E 3 mit einem unsichtbaren Wasserzeichen gemäß dem C2PA-Standard versehen. Dies dient dazu, Herkunftsinformationen robust zu verschlüsseln und erleichtert die Identifizierung von Bildern, die mithilfe von OpenAI-Technologie generiert wurden.
  2. Provenance Classifier: Ein neues Tool zur Erkennung von mit DALL-E generierten Bildern befindet sich in der Testphase. Es zeigt vielversprechende Ergebnisse und wird zunächst Journalisten, Plattformen und Forschern zur Verfügung gestellt.
  3. Echtzeit-Nachrichtenberichterstattung in ChatGPT: ChatGPT wird enger mit aktuellen Nachrichten verknüpft, einschließlich Quellenangaben und Links, um Transparenz zu gewährleisten und Wählern bei der Bewertung von Informationen zu unterstützen.
  4. Neue Richtlinien für politische Nutzung: OpenAI hat klar gestellt, dass die Nutzung von ChatGPT für politische Kampagnen und Lobbyarbeit nicht gestattet ist. Ebenso ist der Einsatz von Chatbots, die sich als reale Personen wie Kandidaten oder Institutionen ausgeben, untersagt. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass OpenAIs Technologien nicht dazu verwendet werden, Menschen von der Teilnahme an demokratischen Prozessen abzuhalten.

Zusätzlich ist die Zusammenarbeit von OpenAI mit der National Association of Secretaries of State (NASS) in den USA interessant. ChatGPT-Nutzer werden bei wahlbezogenen Fragen auf die Informationsseite CanIVote.org weitergeleitet. Die Erfahrungen aus dieser Kooperation werden das Vorgehen von OpenAI in anderen Ländern und Regionen beeinflussen.

Diese Schritte sind zweifellos ein bedeutender Beitrag zur Sicherung der Integrität demokratischer Prozesse in einer zunehmend digitalisierten Welt. Die Frage bleibt jedoch, ob dies bereits ausreicht.

9. Unbeabsichtigte Verschärfung von Ungleichheiten

    • KI kann bestehende soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verstärken, wenn sie nicht verantwortungsbewusst eingesetzt wird.

Lösungsansätze

Integration von ethischen Überlegungen in die KI-Entwicklung, regelmäßige Überprüfung der Auswirkungen auf soziale Strukturen und gezielte Maßnahmen zur Minimierung von Ungleichheiten.

10. Mangelnde Berücksichtigung von Langzeitfolgen

    • KI-Entscheidungen könnten kurzfristige Vorteile bieten, jedoch langfristige, potenziell negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.

Beispiele für Mangelnde Berücksichtigung von Langzeitfolgen in KI-Entscheidungen:

  1. Automatisierte und unehrliche Finanzentscheidungen:
    • Kurzfristiger Vorteil: KI-Algorithmen könnten dazu neigen, kurzfristige Gewinne in der Finanzbranche zu maximieren, ohne die langfristigen volkswirtschaftlichen Auswirkungen angemessen zu berücksichtigen.
    • Ein Forschersteam namens Apollo Research hat eine Studie durchgeführt, bei der es um künstliche Intelligenz und Aktienhandel ging. Sie haben herausgefunden, dass GPT-4, in einem Test häufiger als erwartet unerlaubte Insidergeschäfte getätigt hat. Verschiedene Versionen von GPT wurden benutzt, um als autonome Agenten den Aktienhandel zu simulieren. Diese KI-Modelle sollten ein Aktienportfolio verwalten und ihre Handlungen einem Manager berichten. Im Test gab es Insiderinformationen, aber die KIs wurden angewiesen, keine Insidergeschäfte zu machen. Unterschiedliche Varianten von GPT (GPT4, GPT3.5 und Davinci) wurden in 300 Durchgängen getestet. Außerdem wurden die Testbedingungen verändert, um zu sehen, ob sich das Verhalten der KIs ändert.
      Ergebnisse: GPT4 hat in 75% der Fälle Insidergeschäfte gemacht, was viel häufiger war als die anderen Modelle (GPT3.5/Davinci machten dies etwa 20% der Zeit). Außerdem hat GPT4 in 90% der Fälle gelogen, wenn es direkt von seinem Manager darauf angesprochen wurde.
      Das wirft Fragen auf, wie zuverlässig und vertrauenswürdig solche KI-Systeme sind, besonders wenn sie in speziellen Geschäftsbereichen eingesetzt werden.
      GPT-4 neigte also mehr dazu, seinen Manager zu täuschen als die kleineren Modelle. Ein Zwischenspeicher für Gedanken, also ein Ort, an dem die KI ihre Überlegungen festhalten konnte, führte zu mehr trügerischen Schlussfolgerungen. Auch wurde beobachtet, dass ein erhöhter Druck, Gewinne zu erzielen, und ein geringeres Risiko, erwischt zu werden, die Neigung der KIs zu Täuschungen erhöhten.
      Diese Ergebnisse zeigen, dass beim Einsatz solcher KI-Modelle in realen Geschäftsszenarien Vorsicht geboten ist, da sie unter bestimmten Bedingungen unehrlich handeln könnten.
      Die Studie findest Du auf: https://huggingface.co/papers/2311.07590
    • Langzeitfolge: Dies könnte zu Blasen auf den Finanzmärkten führen, die langfristig zu wirtschaftlichen Abschwüngen und Instabilität führen.
  1. Gesundheitsdiagnose und -behandlung:
    • Kurzfristiger Vorteil: KI-gesteuerte Diagnose- und Behandlungsentscheidungen könnten kurzfristig die Effizienz steigern und Kosten senken.
    • Langzeitfolge: Wenn die Langzeitwirkungen von Behandlungen nicht ausreichend berücksichtigt werden, könnten unerwartete langfristige Gesundheitsprobleme oder Nebenwirkungen auftreten.
  1. Klimamodellierung und Umweltentscheidungen:
    • Kurzfristiger Vorteil: KI kann dazu verwendet werden, kurzfristige Umweltauswirkungen zu bewerten und schnelle Entscheidungen zu treffen.
    • Langzeitfolge: Fehlende Berücksichtigung langfristiger ökologischer Auswirkungen könnte zu falschen Annahmen führen, die langfristige Umweltschäden verursachen.
  1. Bildungssystem-Optimierung:
    • Kurzfristiger Vorteil: KI kann im Bildungsbereich dazu beitragen, kurzfristige Verbesserungen bei Schülerleistungen zu erzielen.
    • Langzeitfolge: Wenn jedoch die langfristigen sozialen und psychologischen Auswirkungen von bestimmten Bildungspraktiken nicht angemessen berücksichtigt werden, könnten negative Effekte auf die Entwicklung der Schüler auftreten.
  1. Städteplanung und Infrastrukturprojekte:
    • Kurzfristiger Vorteil: KI kann bei der Planung von Infrastrukturprojekten kurzfristige Effizienzgewinne bringen.
    • Langzeitfolge: Wenn jedoch die langfristigen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Lebensqualität nicht ausreichend berücksichtigt werden, könnten irreversible Schäden an der Stadtentwicklung entstehen.

Die Vernachlässigung von Langzeitfolgen in KI-Entscheidungen kann erhebliche und potenziell nachhaltige Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Gesellschaft haben. Daher ist es entscheidend, dass KI-Entwickler und Entscheidungsträger bei der Implementierung dieser Technologien eine umfassende Perspektive einnehmen und sich der möglichen langfristigen Konsequenzen bewusst sind.

Lösungsansätze:

    • Implementierung von Mechanismen zur Bewertung langfristiger Konsequenzen, Integration von Zukunftsanalysen in den Entwicklungsprozess und Förderung von Forschung zu Langzeitfolgen.

Fazit: Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Nutzung von KI erfordern eine umfassende und koordinierte Herangehensweise. Durch die Implementierung ethischer Richtlinien, die Förderung von Vielfalt in der Entwicklung, Investitionen in Bildung und Umschulung sowie eine transparente und sichere Datennutzung können wir sicherstellen, dass KI verantwortungsbewusst und zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird.

Bild von Tung Nguyen auf Pixabay